Die Alte Schmiede auf der Insel Hiddensee

Das Schmiedehandwerk ist eine der ältesten handwerklichen Tätigkeiten. Eine Schmiede war früher in fast jedem Dorf zu finden. Der Schmied bearbeitete Metalle mit Hilfe von Feuer und Schlagwerkzeugen. Er brauchte Kraft, Ausdauer und umfangreiche Kenntnisse über die verschiedenen Metallsorten und deren Eigenschaften. Besonders begabte Handwerker konnten zum Guts- oder Hofschmied berufen werden. Es gab aber auch umherreisende „Laufschmiede“, die Vorgänger der dann im Krieg eingesetzten Feldschmiede. Auf Hiddensee wurden hauptsächlich Pferdehufe beschlagen, Geräte repariert und Arbeiten an Haus und Hof ausgeführt.

1886, Alte Schmiede in Kloster, Preußische Landesaufnahme

1910, Alte Schmiede mit Gutsarbeiterhäusern, Originale Postkarte

Die ursprüngliche Klosterschmiede (Zisterzienserkloster 1296-1536) befand sich südlich der Kirche (1332 geweiht, 1780 umgebaut) und des Pfarrhauses (gebaut 1850-1851) im heutigen Pfarrgarten.

„Die Klosterschmiede soll an der Stelle des älteren Pfarrhauses gelegen haben, also im heutigen Pfarrgarten bei der alten Linde und dem alten Nussbaum. […] Das alte Pfarrhaus, welches schon Wackenroder um 1710 erwähnt, stand weiter nach dem Bodden hin in der Richtung von Norden nach Süden bei der dicken alten Linde und dem alten Walnussbaum im heutigen Pfarrgarten. Vorher hatte hier eine Schmiede gestanden.“
(Jürgensohn, 1924)

Die Alte Schmiede wurde zwischen 1836 – 1886 nördlich der Gutsarbeiterhäuser erbaut – mit quadratischem Grundriss und einem Zeltdach. Sie wurde um 1950 in westlicher Richtung vergrößert und erhielt damit ihr heutiges Aussehen.

Das Wichtigste in der Schmiede war die Esse, die offene Feuerstelle, in der die glühende Schmiedekohle (Fettkohle, eine hochwertige Steinkohle) zur Erwärmung des Werkstücks mit Hilfe eines Blasebalgs auf maximale Temperaturen von ca. 1.250°C gebracht wurde. Oberhalb dieser Feuerstelle befand sich der Rauchfang, der als Abzug für Rauch und Funken diente.

Der alte, große, handbetriebene Blasebalg auf dem Dachboden wurde durch einen elektrischen Ventilator abgelöst, nachdem 1927 die Stromversorgung auf der Insel Hiddensee begann.

Zur Formgebung des Werkstücks standen dem Schmied zahlreiche Werkzeuge zur Verfügung, darunter der Amboss, Hämmer, Zangen, Bohr- und Schleifmaschinen. Die vorhandene Transmissionsbohrmaschine wurde von einem Elektromotor auf dem Dachboden über einen Lederriemen angetrieben.

Gemeinsam mit dem Schmied hat Eggert Gustavs hier – nach eigenem Entwurf – das schmiedeeiserne Gartentor für sein Grundstück in Neuruppin angefertigt. Die Alte Schmiede war noch etwa bis 1989 in Betrieb und blieb die Jahre danach ungenutzt.

Nach mehreren Jahren der Vorbereitung für den Aufbau eines Museums hat die Eggert Gustavs Gesellschaft e.V. im Jahr 2018 mit der Sanierung des denkmalgeschützten Schmiedegebäudes begonnen, gefördert von der Europäischen Union, dem Land Mecklenburg-Vorpommern, der Kirche und vielen privaten Spendern.

2013, Dachboden mit Blasebalg in der Alten Schmiede

1955, Gartentor in Neuruppin

2012, Alte Schmiede vor der Umnutzung

Die Hiddenseer Fotografenmeisterin Susanne Schwarz hat 2020 das Museum am Abend besucht und davon eine Postkarte erstellt

Erweiterungsbau für das Archiv mit Solardach, Alte Schmiede mit Museumseingang (Nord)

Dank

Wir bedanken uns bei der Evangelischen Kirchengemeinde Hiddensee und der EWE-Stiftung für ihre herausragende finanzielle Unterstützung.

Besonderer Dank gilt Silvia Schmidt für die Initiative zur Vereinsgründung und ihre langjährige Freundschaft und Unterstützung, sowie dem Architekten Dr. Mathias Buss und dem Projektentwickler Wolfgang Kempf für die Erarbeitung der LEADER Förderanträge, die Planung und Organisation der Bauarbeiten sowie die fristgemäße Fertigstellung.
Unser Dank gilt auch den Baumeistern Norbert Ungethüm und Torsten Steinborn sowie dem Schmied Silvio Höhne für ihren besonders engagierten Einsatz an diesem Objekt. Ebenso herzlichen Dank sagen wir dem Dachdecker Karsten Siebler, dem Tischler Achim Wolff und den Elektrikern Bodo und Martin Stripling für ihre hochwertige Arbeit.
Dem Pastor Dr. Konrad Glöckner, dem Rechtsanwalt Dr. von Bosse, dem Denkmalpfleger Sommer-Scheffler, dem Diplom-Restaurator Wolfram Vormelker, der LAG Rügen, dem Landkreis VR und dem Land MV danken wir für ihre Unterstützung, durch die die Förderung erst möglich wurde.

Für die guten Ideen danken wir dem Vereinsvorsitzenden Karsten Gustavs, dem Architekt BDA Torsten-E. Gustavs, für die gelungene Gestaltung Bernd Fischer und für die Erstellung der Homepage Sebastian Mandsfeld. Allen Mitgliedern der EGG gebührt ebenfalls großer Dank für die jahrelange und andauernde Unterstützung und Mitarbeit.
Ganz besonderer Dank gilt den Parlamentarischen Staatssekretären Anette Kramme, MdB, und Heiko Miraß, MdL, dem Vorstand der twsd AG, sowie allen, die daran mitgewirkt und zur öffentlichen wie privaten Förderung beigetragen haben. Nur gemeinsam konnten wir dieses ausgezeichnete Ergebnis erreichen.

Das Eggert Gustavs Museum präsentierte sich erstmals mit einem eigenen Stand beim Museumsfest des Fördervereins des Heimatmuseums am 29. Juli 2015, 13 bis 18 Uhr im Heimatmuseum in Kloster. Von 15 bis 17 Uhr stand das Anfertigen eines Linolschnitts auf dem Programm:
“Der Hiddenseer Künstler Eggert Gustavs hat unter anderem wunderbare Linol- und Holzschnitte angefertigt. Einige Originale werden auf dem Museumsfest präsentiert. Unter der Anleitung des Bildhauers Jo Harbort kann man von Gustavs inspiriert seinen eigenen Linolschnitt herstellen.”
Das Interesse war riesig, besonders bei den Kleinen.

Die Eggert Gustavs Gesellschaft ist seit 2013 institutionelles Mitglied im Museumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Sie hat im Heft des Verbandes einen Beitrag.